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Auszug:

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Selbstbiographie

(... )Was wäre meine Lyrik als Ausdruck meiner Gesamtpersönlichkeit alles, was ich den Volksgenossen zu bieten häte, dann hätte ich die Aufforderung eine Selbstbiographie zu schreiben, in der Weise entsprochen, daß ich den Literaturhistorikern Gelegenheit gegeben hätte, mich zu klassifizieren:

Geboren am 6. April 1878 in Berlin; Kindheit, Jugend, Gymnasialbesuch in Lübeck; unverständige Lehrer, niemand, der die Besonderheit des Kindes erkannt hätte, infolgedessen: Widerspenstigkeit, Faulheit, Beschäftigung mit fremden Dingen. Frühzeitige Dichtversuche, die weder in Schule noch im Elternhaus Förderung finden, im Gegenteil als Ablenkung von der Pflicht betrachtet werden.(...)

(... )Im Staat erkannte ich früh das Instrument zur Konservierung all der Kräfte, aus denen die Unbilligkeit der gesellschaftlichen Einrichtungen erwachsen ist. Die Bekämpfung des Staates in seinen wesentlichen Erscheinungsformen, Kapitalismus, Militarismus, Klassenherrschaft, Zweckjustiz und Unterdrückung in jeder Gestalt war und ist der Impuls meines öffentlichen Wirkens. Ich war Anarchist, ehe ich wußte, was Anarchismus ist; ich war Sozialist und Kommunist, als ich anfing, die Ursprünge der Ungerechtigkeit im sozialen Betriebe zu begreifen.(...)

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Lebensregel

An allen Früchten unbedenklich lecken;

vor Gott und Teufel nie die Waffen strecken;

Künftiges mißachten, Früheres nicht bereuen;

den Augenblick nicht deuten und nicht scheuen;

dem Leben zuschaun; andrer Glück nicht neiden;

stets Spielkind sein, neugierig noch im Leiden;

am eigenen Schicksal unbeteiligt sein -

daß heißt genießen und geheiligt sein.

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Erich Mühsam

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Streidl Verlag Göttingen 2003

ISBN 3-88243-886-X

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